Plötzlich waren alle weg

Als ich ein kleiner Junge war, liebte ich den frühen Sonntagmorgen. Dann durfte ich zu meinen Eltern ins Ehebett. Ich kam auf der „Besuchsritze“ zu liegen, dem Spalt zwischen den Matratzen von Mutti und Papa. Ich kuschelte mich dann an meinen Vater und er erzählte mir immer dieselbe Geschichte.

Es ging darin um den Spaziergang, den wir zusammen machen würden, während meine Mutter das Sonntagsessen kochte. Eigentlich war es keine Geschichte, sondern ein Frage- und Antwortspiel.
„Zuerst nehmen wir den kleinen Weg zwischen Gärten und Getreidefeld rüber zur Grenzstraße. Und wo kommen wir da dran vorbei?“
„Onkel Tillmanns Taubenschlag.“
„Richtig, Jüngsken. Wat hat Gustav Tillmann für Tauben?“
„Kröpper und Lacher,“ krähte ich stolz.
„Und wie machen die?“
Ich lachte so dreckig wie Tillmanns Lachtauben. Mein Vater hatte Spaß.
„Und was machen die Kröpper?“
Ich versuchte, den Hals aufzublasen wie die Kropftauben des Nachbarn. Es klappte nicht, ich bekam keinen dicken Hals.
An der Stelle mischte sich meine Mutter ein. „Erich, mach weiter. Dem Jungen platzt sonst noch der Kopp.“
Also machte mein Vater sich wieder mit mir auf den Weg. Nach fünfzig Metern hielten wir an. „Wer wohnt im großen Haus an der Grenzstraße?“
„Angeli Bruse.“
„Und wie heißt der richtig?“
„Wie Opa Heinrich. Aber Opa sagt auch immer `Angeli mitte Pastorsmütze‘.“

Heinrich Bruse trug gern eine Baskenmütze und betrieb einen Tante-Emma-Laden in seinem Haus. Eigentlich war es das Haus seiner Frau. Angeli hatte dort eingeheiratet. Er nannte sich Drogist und galt als jemand, der die Arbeit nicht erfunden hatte. Im Laden überließ er seiner Schwester das Verkaufen. Bruse kümmerte sich nur um seinen Garten. Er verstand sich aufs Veredeln von Obstbäumen und verlangte von den Kindern, die für ihn Kirschen pflückten, dass sie pausenlos Lieder pfiffen. Dann naschten sie nicht soviel Obst.
Anschließend kreuzte mein Vater mit mir in Gedanken die ‚Verbandsstraße‘, die heute Zeppelindamm heißt. Auf Autos brauchten wir kaum zu achten. Ab und an knatterte ein VW-Käfer vorbei. Das war’s. Wir kamen zur Ruhrstraße, wo Hugo Wevelsiep ein großes Haus mit einem Friseurladen hatte. Den ließen wir links liegen. Unsere Haare schnitt Onkel Ewald, ein Vetter meines Vaters, unten im Dorfkern.

Papa zog die Sonntagmorgengeschichte gern in die Länge, um wenigstens einmal in der Woche ein bisschen länger im Bett bleiben zu können. Alltags stand er vor fünf auf und machte sich auf den Weg zum Stahlwerk. Aber viel zu gucken gab es damals bei uns auf der Eppendorfer Heide nicht. Ab und zu ein Haus oder Kotten, ansonsten Felder, Weiden und Gärten.

„Wen sehen wir manchmal auf der Ruhrstraße fahren?“
„Die Elektrische.“ So nannten wir die Straßenbahn, die meinen Vater zur Arbeit und meine Mutter zum Einkaufen nach Bochum brachte.
„Und wo hält die Elektrische?“, wollte mein Vater wissen.
„An Beckers Bude.“
Die Klümpkesbude am Ende der Ruhrstraße war der erste Höhepunkt unseres Spazierganges.
„Krieg ich heute Klümpkes, Papa?“ Jeden Sonntagmorgen stellte ich diese Frage zweimal, erst im Bett und dann vor dem Kiosk.
Meist bekam ich ein Tütchen Bonbons. Genüsslich lutschend tippelte ich weiter an der Hand meines Alten, der derweil eine Orienta rauchte.
„Was kann man von Beckers Bude aus schon sehen?“, fragte er und unterdrückte ein Gähnen.
„Bauer Hahne.“
Der Bauernhof war das Highlight unseres Sonntagsspaziergangs. Er lag am Anfang der Sudholzstraße und auf der Weide vor den Hof grasten zwei Ackergäule. Wie sie hießen, fragte mein Vater mich nur pro Forma.
„Loni und Grete!“

Mit den Tieren hatte ich es offenbar schon immer. Ich stand vor dem Weidezaun und konnte mich nicht sattsehen an den Riesenviechern, riss Grasbüschel ab und hielt sie den Pferden auf der flachen Hand hin, wie mein Vater es mir gezeigt hatte. Das samtweiche Maul der Pferde meine ich heute noch zu spüren, das Kitzeln ihrer drahtigen Tasthaare auch.

Papa hatte mir einen Miniatur-Bauernhof gebastelt und zu Weihnachten geschenkt. Mit zwei Holzpferdchen und einer batteriebetriebenen, kleinen Glühbirne als Beleuchtung. Wenn ich damit spielte, fühlte ich mich wie der Bauer Hahne. Meine Pferde hießen natürlich Loni und Grete.

Manchmal gingen Vater und ich noch ein bisschen weiter die Sudholzstraße hinunter, bis zum Haus von August Hasse, aber meist kehrten wir am Bauernhof um. August Hasse traf mein Vater ohnehin beim Frühschoppen in Onkel Willis Kneipe. Dort kehrte er ein, wenn er mich nach dem Sonntagsspaziergang zu Hause abgeliefert hatte. Selten nahm er mich auf ein Kinderbier mit. Dann nippte ich möglichst lange an dem mit Sprudelwasser verdünnten Himbeersirup und fühlte mich wie ein Alter.

August Hasse, Heinrich Bruse, Hugo Wevelsiep und Bauer Hahne. Vertraute Namen aus meiner Nachkriegskindheit in Wattenscheid-Eppendorf. Sie wären mir vermutlich nicht wieder in den Sinn gekommen, wenn ich nicht diese Akte aus den Dreißigerjahren gelesen hätte. Sie liegt im Landesarchiv in Münster und trägt den Titel: „Bekämpfung der Zigeunerplage“. Jene vier alten Eppendorfer, die schon lange die Radieschen von unten begucken, tauchen darin auf. Und 751 andere besorgte Bürger Eppendorfs.

Alles hat damit angefangen, dass mich eine ehemalige Nachbarin in der Buchhandlung Mirhoff und Fischer ansprach. Ich hatte dort meine Geschichte „Zehn Hiebe auf den Hintern“ vorgestellt. Sie handelt von dem Eppendorfer Lehrer Karl Tromm, der mich – und viele andere Kinder – in der Volksschule verprügelt hatte. Tromms Nazi-Vergangenheit und seine wundersame Entnazifizierung hatte ich recherchiert und aufgeschrieben.

Die Nachbarin erzählte mir vor der Veranstaltung von ihrem Vater, der auch NSDAP-Mitglied gewesen sei. „Gezwungenermaßen, weil er im öffentlichen Dienst war“, meinte sie. Ihr Alter war von Beruf Briefträger. Dass die Nazi-Partei alle Postboten Deutschlands in ihre Reihen gezwungen hatte, mochte ich nicht glauben. Aber ich widersprach der Nachbarin auch nicht. Das war gut so, sonst hätte sie vermutlich nicht den Satz fallen lassen, der zu dieser Geschichte führte. „In Eppendorf war ja auch ein Zigeunerlager und plötzlich waren alle weg.“

Von einem „Zigeunerlager“ in Eppendorf wusste ich nichts, obwohl ich dort nicht nur aufgewachsen bin, sondern auch seit langem wieder wohne. Um mehr zu erfahren, ging ich ins Bochumer Stadtarchiv. Viel fand ich nicht, nur diese Meldung aus der „Allgemeinen Wattenscheider Zeitung“ vom 26. November 1937:
„Wattenscheid-Eppendorf. Wir haben in Wattenscheid heimatberechtigte Zigeunerfamilien. Mit dieser Tatsache muß sich die Verwaltung und muß sich die Bürgerschaft abfinden. Die Verwaltung ist gesetzlich verpflichtet, diesen Zigeunern Unterkunft zu verschaffen. Mancher wird sich noch des Zigeuner-Wagenparks entsinnen, doch auch da konnte ihres Bleibens nicht sein. Die Stadtverwaltung hat Verhandlungen mit privaten Grundbesitzern geführt, um einen Platz für die Niederlassung ihrer aufgezwungen Gäste zu finden, aber ohne Erfolg. Es blieb nichts anderes übrig, als stadteigenes Gelände ausfindig zu machen und dort Baracken zu bauen. Die Wahl ist schließlich auf ein Grundstück gefallen, das ganz im äußersten Winkel Wattenscheid-Eppendorfs liegt, an der Grenze zu Dahlhausen. Dort werden die Zigeuner sich in diesen Tagen niederlassen. Das Grundstück wird mit einer dichten Anpflanzung von Gesträuch umgeben, die den Einblick verwehrt.“

Im äußersten Winkel Eppendorfs, an der Grenze zu Dahlhausen, sind mein Vater und ich keine fünfzehn Jahre später sonntagmorgens herumspaziert. Da waren die „Zigeuner“ schon länger „plötzlich alle weg“. Von Baracken war nichts mehr zu sehen. Natürlich muss mein Vater von dem Lager gewusst haben. Dass er mir als Steppke nichts davon erzählte, ist verständlich. Er hat es aber auch nicht getan, als ich längst erwachsen und an der braunen Vergangenheit hochinteressiert war. Stattdessen sang er, der Tenor des Eppendorfer Männergesangvereins „Liederfreund“, gern ein Couplet aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß: „Ja das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen“. Und dachte sich nichts dabei.

Überhaupt habe ich in Eppendorf nie von einem Lager für Sinti und Roma gehört, obwohl es bei uns einen aktiven Heimatverein und eine „Interessengemeinschaft Eppendorfer Geschichte“ gibt, die die Historie jedes Altbaus ergründen.
Dabei ist es in Zeiten des Internets ganz einfach, etwas über das Lager zu erfahren. Nachdem ich zwei Jahre lang mit Buchprojekten beschäftigt war, googelte ich endlich „Zigeunerlager Wattenscheid-Eppendorf“ und wurde sofort fündig. Ich stieß auf eine Ausstellung über Sinti und Roma in Bochum, die Lutz Berger 2005 für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) zusammengestellt hatte. „Verachtet, vertrieben, verfolgt“ war ihr Titel. „Vergast“ hätte auch gepasst. Darin wurde das Eppendorfer „Zigeunerlager“ vorgestellt. Leider nannte Lutz Berger nicht die Quellen, aus denen er sein Wissen schöpfte, und fragen konnte ich ihn nicht mehr. Er ist vor mehr als zehn Jahren gestorben.

Bei seiner Witwe durfte ich eine Akte einsehen, die ihr Mann zum Thema hinterlassen hat. Nach langem Suchen fand ich darin eine Fotokopie, wohl aus einem Buch, in dem vom Eppendorfer „Zigeunerlager“ die Rede war. Als Quelle wurde eine Akte im „Staatsarchiv Münster“ genannt.

Eine Woche später kreuzte ich die Münsteraner Promenade im Sprint, um mich vor den ebenso zahl- wie rücksichtslosen Radfahrern der Bischofsstadt in Sicherheit zu bringen, bestaunte die auf Renaissance getrimmte Backsteinfassade des Landesarchivs Westfalen, legte den unvermeidlichen Mund-Nasenschutz an und machte mich mit desinfizierten Händen ans Studium der Akte „K 101/Regierung Arnsberg, Nr. 14547, 1936 -1939, Bekämpfung der Zigeunerplage“.
Und da tauchten sie wieder auf, meine vier alten Eppendorfer. Edgar Hahne, Heinrich Bruse, August Hasse sen. und Hugo Wevelsiep hatten am 2. Dezember 1937 einen Brief „an den Herrn Regierungspräsidenten in Arnsberg“ geschrieben. Betreff: „Beschwerde gegen die Stadt Wattenscheid in Sachen Barackenbau zur Ansiedlung ihrer Zigeunerfamilien in ihrem südlichen Ortsteil Eppendorf.“ Sie sprächen nicht nur für sich, betonten die Herren, sondern „in Vertretung der Landwirtschaft, Gewerbetreibenden, Hausbesitzern, Pensionären, Neuhausbesitzer und Familien“. (Wer findet die beiden überzähligen „N“? Unter den richtigen Einsendungen wird ein Zigeunerschnitzel verlost.)

Folgendes hatten die selbsternannten Volksvertreter vorzutragen:
„Die Stadt bzw. das Bauamt der Stadt Wattenscheid errichtet an der Ruhr- und Dahlhauserstrasse Baracken für ihre zu unterhaltende Zigeunerfamilien. Der hierzu benutze Platz 500 Quadratruten groß ist teilweise Eigentum der Stadt. Es ist ein früherer Fußballplatz, der jedoch schon drei Jahre zur Erfüllung des Vierjahresplanes uns gutes Brotgetreide geliefert hat. Die Strassenbahn von Witten nach Ober-Dahlhausen fährt diereckt daran vorbei und hat an zwei Stellen des besagten Platzes ihre Haltestellen. Kaum 20 Meter von dieser Stelle ist die Verbandstrasse die zum Enneperuhrkreiss führt. Unser Südpark mit Planschbecken, Erholungsheim, Spielwiesen und Freilichtbühne liegt zehn Minuten Fußweg davon ab. Vielleicht zehn Minuten im Umkreiss sind durch Hühnerfarmen und Halter wohl 2000 Legehühner mit ihrem Geflügelzuchtverein vorhanden. Sofort an das zukünftige Zigeunerlager liegen drei bis vier Bauernhöfe. Auch ist das Gelände zehn Meter westlich des Platzes anerkanntes Grünflächen und Erholungsgebiet. Dass die Gegend nicht zu wenig bebaut ist, geht daraus hervor, dass in einem Umkreiss von zehn Minuten Fußweg 19 Gast- bzw. Schenkwirtschaften und ein Caffee bestehen. Auch sind in einigen Stunden 751 Unterschriften erfolgt, die sich gegen den Plan der Stadt erklärt haben. Sämmtliche Menschen die nach Dahlhausen, Linden, Hattingen oder westlich nach Horst, Steele oder Essen wollen, müssen den Zigeunerplatz passieren, Jahraus, jahrein wandern tausende von Volksgenossen zur Ruhr, zu ihren Bergen, Waldungen und Badeanstalt, sie alle sind gezwungen, diesen zukünftigen Rummelplatz mit ihren Augen zu beschauen. Eine mündliche sowie schriftliche Beschwerde an den Ruhrsiedlungsverband ist aus Gründen der anerkannten Siedlungen und Grünflächen bereits erfolgt. Wir bitten nun aus Sicherheitspolizeilichen Gründen, dass die Regierung der Stadt Wattenscheid das Ansiedeln der Zigeuner in dem südlichen Stadtteil verbietet, zumal genug eigens von der Stadt hergerichtete Plätze mit fünf Meter hohen Erdwällen und Baumanpflanzungen vorhanden sind wo die betreffenden Zigeuner bezw. asozialen Menschen der Stadt Wattenscheid jetzt angesiedelt sind.
Mit deutschem Gruß
Edgar Hahne, Landwirt. Heinrich Bruse, Kaufmann. August Hasse sen., Hausbesitzer u. Pensionär. Hugo Wevelsiep, Neuhausbesitzer“

Dass die Beschwerdeführer den „deutschen Gruß“ (Heil Hitler!) offenbar besser beherrschten als die deutsche Sprache, ist Ihnen sicher aufgefallen. Sonst nichts? Doch. In dem Brief werden zwar die Errungenschaften des Wattenscheider Südens (2000 Legehennen, 19 Kneipen!), wortreich beschrieben, warum die „Zigeuner“ eine Gefahr für das Planschbecken im Südpark, die Flussbadeanstalt an der Ruhr und die Straßenbahn nach Witten darstellten, begründeten die Beschwerdeführer aber mit keinem Wort. Es reichte, dass „tausende von Volksgenossen“ gezwungen sein würden, „diesen zukünftigen Rummelplatz mit ihren Augen zu beschauen.“

Schon die Tatsache, dass sie anders aussahen und lebten, brachte die Sinti und Roma in Schwierigkeiten. Seit sie vor fünfhundert Jahren in Deutschland aufgetaucht waren, begegneten ihnen die Einheimischen mit einer Mischung aus Faszination und Furcht. Einerseits romantisierten sie deren halbnomadische Lebensweise in Volksliedern („Lustig ist das Zigeunerleben“), hängten sich Ölbilder von schönen, freizügig gekleideten „Zigeunerinnen“ in die gute Stube und ließen ihre Musikkapellen bei Feiern aufspielen. Andererseits beschuldigten sie die Landfahrer aller nur denkbaren Untaten, von denen Diebstahl noch die geringste war. „Nimm die Wäsche von der Leine, wenn die Zigeuner kommen“, war ein unter deutschen Hausfrauen wie meiner Mutter weit verbreiteter Rat. Dabei waren die Sinti und Roma eine verschwindend kleine Minderheit von etwa sechsundzwanzigtausend Menschen unter 1939 gut siebzig Millionen Deutschen.

Mit dem Nationalsozialismus an der Macht erhöhte sich der Druck auf die Sinti und Roma. Galten sie schon vorher als „kriminell und asozial“, kam nun auch noch der Rassenwahn hinzu. Viele von ihnen fielen durch ihre dunkle Hautfarbe als Angehörige einer fremden Gruppe auf. Wie nordische Herrenmenschen sahen sie nicht aus. Aber das tat Angeli Bruse nach meiner Erinnerung auch nicht.

Bevor die Eppendorfer sich im Kampf gegen das „Zigeunerlager“ an den Regierungspräsidenten in Arnsberg wandten, müssen sie schon vor Ort eine Kampagne in Politik und Presse gestartet haben. In der Münsteraner Akte fand ich diese undatierte Meldung aus der Allgemeinen Wattenscheider Zeitung:
„Ein Zigeunerlager in Eppendorf? Aus dem Stadtteil Eppendorf erreicht uns eine Zuschrift, in der namens vieler Bürger Beschwerde darüber geführt wird, daß am südlichen Rande Eppendorfs eine Zigeunersiedlung auf einem ehemaligen Getreidefeld von drei Morgen Umfang errichtet werden soll. In der Zuschrift wird darauf hingewiesen, daß mit dem Entstehen einer solchen Siedlung Eppendorf als Ausflugsort erledigt sei, da diese Siedlung nicht nur das Landschaftsbild verschandele, sondern auch die Söhne aus dem Osten sich unangenehm bemerkbar machen würden. Wir glauben, daß nach einer Rücksprache mit den maßgeblichen Stellen die Angelegenheit sicherlich zur Zufriedenheit der Anwohner geregelt werden wird.“

Leider hat sich die Auseinandersetzung mit der Stadt Wattenscheid nicht in Aktenform erhalten. Klar ist, dass die Beschwerdeführer „in wenigen Stunden 751 Unterschriften“ gegen das Lager für „die Söhne aus dem Osten“ gesammelt hatten, um ihrem Protest bei den Behörden Gewicht zu verleihen. Das waren für die damals dünnbesiedelte Eppendorfer Heide verdammt viele. Ich hätte diese Unterschriftenliste hier gern veröffentlicht, damit alle heutigen Eppendorferinnen und Eppendorfer nachschauen könnten, ob ihre Vorfahren sich an der Aktion gegen die Sinti und Roma beteiligt haben. Aber die Liste ist nicht auffindbar. Gehen Sie trotzdem ruhig davon aus, liebe Mit-Eppendorfer, dass Ihr Opa unterschrieben hat. Ich tu es auch.

Erhalten hat sich in der Münsteraner Akte die Stellungnahme des Wattenscheider Oberbürgermeisters Hans Petri. Er war seit 1932 Mitglied der NSDAP und ein Jahr später zunächst als Staatskommissar für Wattenscheid inthronisiert worden. Seine Antrittsrede hielt der nur zweiunddreißig Jahre alte Jurist vor dem Rathaus. „Lassen Sie uns diese Arbeit beginnen, nachdem Sie mit mir eingestimmt haben in den Ruf: Unser heißgeliebter Führer und Volkskanzler Adolf Hitler: Heil! Heil! Heil!“ Anschließend sangen die zahlreich erschienenen Wattenscheider das „Horst-Wessel-Lied“.
Als Oberbürgermeister bügelte dieser junge, stramme Nazi die Beschwerde der Eppendorfer Volksgenossen ab. „Gemäß Runderlaß… sind die inländischen Zigeuner seßhaft zu machen“, schrieb Petri. Deshalb habe er „nach reiflicher Überlegung das strittige stadteigene Grundstück, einen ehemaligen Fußballplatz, im Süden der Stadt, an der Dahlhauser Straße zur Verfügung gestellt.“

Jetzt wusste ich endlich, wo das Lager gestanden hatte. An der Dahlhauser Straße, keine hundert Meter von Beckers Bude und ihren Klümpkes entfernt! Wie das Lager aussah, beschrieb der OB auch. „Für die Unterbringung von 6 Familien ist ein transportables Holzhaus in Flachbauweise errichtet. Der etwa 6 a große Bauplatz ist ringsum mit Pappeln und Sträuchern so dicht bepflanzt, daß er in kurzer Zeit vollständig im Grünen liegt und von der Straße aus nicht mehr sichtbar ist.“

Ganze sechs Familien in einem Holzhaus! Und das empfanden die Eppendorfer als unerträglich! Selbst der Nazi-OB konnte sich nicht verkneifen, ihnen zum Schluss noch kräftig einen einzuschenken. „Ich bitte daher um Zurückweisung der Beschwerde, die in Wahrheit höchst eigennützigen, und nicht den vorgetragenen gemeinnützigen Beweggründen entsprungen ist,“ schrieb er.

Dementsprechend knapp beschied der Regierungspräsident den Landwirt Edgar Hahne. „Die Gründe, die Sie in Ihrer Beschwerdeschrift angeben, können auch von allen anderen Einwohnern der Stadt Wattenscheid vorgebracht werden, falls die Zigeuner in deren unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelt würden. Im übrigen wird die Polizei die erforderlichen Vorkehrungen treffen, die die Sicherheit der Bürger gewährleisten.“

Der letzte Satz sollte die besorgten Bürger beruhigen. Für die Neu-Eppendorfer in der Holzbaracke an der Dahlhauser Straße ließ er Schlimmes befürchten.

Wer die Familien waren, die dort „eingewiesen“ wurden, wissen wir Dank OB Petri auch. Er hatte seiner Stellungnahme eine Liste der Insassen angehängt. Es waren die Eheleute Heinrich und Dora Steinbach mit ihren vier Kindern, Heinrichs Bruder Karl Steinbach mit Frau Charlotte und fünf Kindern, Rosette Steinbach und ihre sechs Kinder, August und Sofie Weiss mit vier Söhnen und einer Tochter, Paula Meyer und ihre vier Kinder und Josef Reinhardt, insgesamt dreiunddreißig Personen.
Es gibt keine Fotos von der Holzhütte, aber bei der Recherche stießen Uwe Kriening vom Bochumer Stadtarchiv und ich auf eine bisher nicht beachtete Bauakte. Sie enthält die „Zeichnung zum Bau einer Baracke an der Dahlhauserstraße Nr. 9“. Zu sehen ist ein Gebäude mit sechs Türen und genauso vielen Fenstern. Dahinter lag jeweils ein Raum von fünfzehneinhalb Quadratmetern. Darin musste je eine Familie mit sechs, sieben Leuten hausen. Ob es fließendes Wasser gab, geht aus der Bauzeichnung nicht hervor. Vermutlich nicht. Nachträglich ist wenigstens ein „Trockenabort“, sprich Plumpsklo, hinter dem Haus eingezeichnet worden.

„Lustig ist das Zigeunerleben“ unter diesen Umständen sicher nicht gewesen. Die Nachbarn feindlich eingestellt, die Polizei ständig auf der Matte, die Presse voll wüster Hetze. „Zigeuner sind arbeitsscheues Gesindel“, giftete die Wattenscheider Zeitung am 29. Dezember 1938. „Sie leben meist vom Diebstahl, vom Bettel und Betrug. Uns diese Gesellschaft in wirksamster Form vom Leibe zu halten, sie so zu isolieren, daß sie mit unserer deutschblütigen Volksgemeinschaft in keinerlei Berührung mehr kommen, ist Pflicht. Und zwar kann hieran jeder mithelfen, der irgendwie Kenntnis von Vorgängen bekommt, die den Verdacht rechtfertigen, daß das Zigeunergesindel sich in die direkte Verbindung zur Einwohnerschaft einschleichen will, wie das früher jahrzehntelang möglich war.“

Wie es den Leuten aus der Baracke in Eppendorf erging, zeigt das Beispiel des kleinen Hermann Steinbach. Er kam 1938 mit acht Jahren in die evangelische Volksschule, dieselbe Schule, in die ich sechzehn Jahre später gehen sollte. In der Bismarck-Schule waren alle Lehrerinnen und Lehrer Mitglied der NSDAP und alle mehr als neun Jahre alten Schüler freiwillig in der Hitlerjugend. Nachzulesen ist das in meinem Bericht „Zehn Hiebe auf den Hintern“ auf dieser Website. Lehrer Karl Tromm, der Schurke in meinem Stück, gab an der Bismarck-Schule Vorzeigeunterricht zum Thema „Rassenkunde“. Besonders trieb Tromm „der angeborene Schwach- und Blödsinn“ um. Wen wundert es da, dass der kleine Sinto Hermann Steinbach drei Jahre in der ersten Klasse hocken blieb, bevor er 1940 „ausgeschult“ wurde? Versehen mit dem Vermerk „Staatenlos, unterliegt nicht der Schulpflicht“. Dass der Junge keinesfalls „staatenlos“ sondern Deutscher war, interessierte den Lehrkörper nicht.
Als ersten aus der Baracke an der Dahlhauser Straße traf es Josef Reinhardt richtig schlimm. Der Zweiundzwanzigjährige wurde Opfer der „Aktion Arbeitsscheu“. Deutschland brauchte dringend Zwangsarbeiter für die Kriegsvorbereitung. Am 22. Juni 1938 kam Reinhardt als „Asozialer“ in das Konzentrationslager Sachsenhausen. 1940 verschleppte man ihn ins österreichische KZ Mauthausen. Dort verliert sich seine Spur.

Die meisten Opfer der „Aktion Arbeitsscheu“ landeten im Konzentrationslager Buchenwald, und der deutsche Volksmund sang darob nicht mehr „Lustig ist es im grünen Wald, wo Zigeuners Aufenthalt“ sondern „Lustig ist es in Buchenwald…“.
Über das Leben der Wattenscheider Sinti-Familien in ihrer Baracke an der Dahlhauser Straße ist wenig herauszubekommen. 1939 und 1942 sind dort noch ein Junge und ein Mädchen geboren worden, Marie und Josef Steinbach. Das zeigt, dass ihre Eltern wenigstens nicht zwangssterilisiert worden waren wie viele andere Sinti und Roma in jenen Jahren. Von „arbeitsscheu“ konnte auch keine Rede sein. Karl Steinbach schuftete bei der Fr. Müller als Hilfsarbeiter auf dem Bau.

Dort verdiente er sechsundsiebzig Reichsmark im Monat - brutto. Auch sein Nachbar August Weiss malochte bei der Müller AG.
Weiss‘ Sohn Franz war als nächstes dran. Mit achtzehn Jahren wurde er, warum auch immer, verhaftet und am 22. Mai 1942 im Konzentrationslager Dachau eingesperrt. Er bekam die Häftlingsnummer 30154. Zwei Jahre später schaffte man Franz Weiss ins KZ Neuengamme, wo er vermutlich starb.

Das Schlimmste sollte allerdings noch kommen. Am 16. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler, Reichführer der SS und Chef der Deutschen Polizei, die Deportation von dreizehntausend Menschen, die als „minderwertige Zigeunermischlinge“ eingestuft worden waren. Sie kamen im KZ Ausschwitz in ein besonderes „Zigeunerfamilienlager“. „Reinrassige Zigeuner und gute Mischlinge“ sollten nicht deportiert werden, befahl Himmler, der in „Rassenfragen“ einen selbst für Nazi-Größen besonders heftigen Hau hatte. Er hielt „reinrassige Zigeuner“, die ursprünglich aus Indien stammten, für Nachfahren „des indogermanischen Urvolks der Arier“ und damit für Verwandte seiner heißgeliebten Germanen.
Andere sahen das anders. Martin Bormann, der „Sekretär des Führers“, beschwerte sich schriftlich bei Himmler: „Die Sonderbehandlung der sogenannten reinrassigen Zigeuner würde ein grundsätzliches Abweichen von den derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Zigeunerplage bedeuten und keinesfalls von der Bevölkerung oder den Unterführern der Partei verstanden werden.“

Himmler blieb jedoch bei seiner wirren Idee, die allerdings vor Ort von Partei und Polizei unterlaufen wurde. Man wollte möglichst viele Sinti und Roma loswerden. Als die Gestapo Anfang März 1943 in ganz Deutschland zur Untat schritt, wurden mehr als die Hälfte dieser Menschen - „reinrassig“ hin, „Mischling“ her - verhaftet und verschleppt. In Eppendorf erschienen die Gestapo-Männer Meier und Stemmann aus Bochum an der Dahlhauser Straße und nahmen alle Bewohner fest. Die Familien wurden auf LKWs verladen und zum Bochumer Nordbahnhof gekarrt, von wo sie mit der Eisenbahn nach Osten geschafft wurden. Ihr ärmlicher Hausstand blieb zurück.

Vereinzelt gab es Widerstand gegen die Deportationen. So stellten sich Oldenburger Bürger schützend vor die Sinti ihrer Stadt, mit dem Ergebnis, dass von einundachtzig Registrierten nur vier deportiert wurden. Aus Eppendorf ist so etwas nicht bekannt. Vermutlich waren die Eppendorfer heilfroh, dass sie nach vier Jahren nicht mehr gezwungen waren, die ungeliebten Nachbarn „mit ihren Augen zu beschauen“. Am 15. März 1943 strich das Wattenscheider Einwohnermeldeamt – Ordnung muss sein - die Bewohner der Dahlhauser Str. 9 aus seiner Kartei und meldete sie nach Aussig in Böhmen ab.

Tatsächlich landeten die Eppendorfer Sinti im „Zigeunerfamilienlager“ Auschwitz-Birkenau. Es stand in der Nähe der Rampe, auf der die Selektionen für die Gaskammern stattfanden. Neben den Krematorien, deren süßlicher Rauch ständig über dem Lager hing. Die Baracken waren ursprünglich als Pferdeställe gedacht gewesen. Sie hatten keine Fenster, der Fußboden bestand aus nackter Erde. Fünfhundert Menschen hausten in jeder Baracke, später an die tausend. Pro Familie gab es ein Etagenbett - und sonst nichts außer Prügel und Misshandlungen durch die SS-Leute.

Den Steinbachs und Weiss‘ aus Wattenscheid-Eppendorf wurde – wie allen Neuankömmlingen – eine Häftlingsnummer auf den Arm tätowiert. Vorneweg das Z für „Zigeuner“. Sie wurden kahlgeschoren und desinfiziert, auf ihre Kleidung ein schwarzes Dreieck genäht, schwarz waren im KZ die „Asozialen“. Essen gab es nie genug. Sie litten ständig Hunger. Seuchen grassierten, vor allem Typhus. Schon einen Monat nach der Ankunft starb die erste kleine Eppendorferin: Marie Steinbach wurde nur vierzehn Monate alt.

Im Mai 1943 wurde der SS-Hauptsturmführer Josef Mengele zum Chefarzt im „Zigeunerfamilienlager“ ernannt. „Er war der typische NS-Wissenschaftler, der keinerlei moralische Skrupel kannte und die Verfügbarkeit menschlicher Versuchskaninchen in vollem Umfang für seine Forschungen nutzte. Seine Bereitschaft, Probanden zu töten, um ihre Organe untersuchen zu können, entsprach seinem Ruf als einem der fanatischsten und rücksichtlosesten SS-Ärzte“, charakterisiert ihn Guenter Levy in seinem Standardwerk „Rückkehr nicht erwünscht“. Über Mengeles Experimente mit „Zigeunerzwillingen“ ist so viel geschrieben worden, dass ich diese Abscheulichkeiten hier nicht noch einmal schildern muss. Es ist schlimm genug zu wissen, dass auch die Familien Steinbach und Weiss mit allen ihren Kindern in der Hand dieses menschlichen Scheusals waren.
Die meisten Eppendorfer Sinti starben noch 1943. Lutz Berger hat ihre Namen in den „Hauptbüchern“ des Lagers, die zwei polnische Schreiber vor der SS versteckt hatten, gesucht und manche von ihnen unter den zwanzigtausend Roma aus ganz Europa auch gefunden. Einige Todesdaten sind durch Feuchtigkeit unleserlich geworden. Die Hauptbücher lagen jahrelang vergraben neben der Baracke 31.
Josef Steinbach 24. 5. 1943
Sofie Weiss 2. 6. 1943
Karl Steinbach 22. 6. 1943
Heinrich Steinbach 28. 6. 1943
Katharina Steinbach 11. 7. 1943
Wilhelm Steinbach 21. ?. 1943
Karl Steinbach 21. ?. 1943
August Weiss 10. 8. 1943
Heinrich Weiss ?. 11. 1943
Rosa Steinbach 19. 1. 1944

Von den Eppendorfer Ausschwitz-Häftlingen überlebte nur ein junger Mann, der 1920 geborene Wilhelm Weiss. Zwei Frauen aus der Dahlhauser Straße sind von Auschwitz ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt worden. Mutter Charlotte Steinbach hat dort überlebt, das Mädchen Hilde Weiss vermutlich nicht. Alle anderen Steinbachs und Weiss‘ aus Wattenscheid sind wohl spätestens bei der Auflösung des „Zigeunerfamilienlagers“ am 2. August 1944 umgebracht worden, um Platz für die ungarischen Juden zu schaffen, die nach ihnen vergast wurden. Eine von Mengeles Assistentinnen schilderte das Ende so: „Die ganze Nacht speien die Schornsteine der Krematorien II und III Flammen. Ihr Licht erhellt das ganze Lager. Das einst quirlige Zigeunerlager liegt verlassen und stumm.“

Die Baracke an der Dahlhauser Straße lag vermutlich auch noch ein paar Jahre „verlassen und stumm“. Auf einer Karte des englischen Generalstabs aus dem Jahr 1945 ist das Gebäude noch auszumachen, auf einem Luftbild, das sieben Jahre später entstand, nicht mehr. Eine Baugenossenschaft hatte 1950 sechs Mehrfamilienhäuser mit zweiunddreißig Wohnungen auf dem Grundstück an der Dahlhauser Straße/Ecke Ruhrstraße errichtet.
Wir Eppendorfer nannten diese Neubauten damals „Polizeihäuser“, weil darin viele Polizisten mit ihren Familien wohnten. Im zerbombten Ruhrgebiet war eine Neubauwohnung ein Privileg. Gegen die neuen, uniformierten Nachbarn hatten die Eppendorfer nichts einzuwenden. Von ihnen ging keine Gefahr für ihre Legehennen aus. Ob die Polzisten schon während der NS-Zeit im Dienst gewesen waren und was sie dort getrieben hatten, wollte niemand wissen.

Das ist Geschichte des „Zigeunerlagers“ vor meiner Haustür, von dem ich nichts wusste, weil in Eppendorf niemand darüber redet. Warum ich sie aufgeschrieben habe? Oder – wie mein Deutschlehrer gern fragte: Was will uns der Dichter damit sagen? Meine vorsichtige Antwort: Vielleicht sollten wir, wenn wir uns das nächste Mal über rumänische oder bulgarische Roma in irgendeiner Schrottimmobilie in Gelsenkirchen oder Duisburg erregen, einen Moment innehalten und an die Familien Steinbach und Weiss aus Wattenscheid-Eppendorf denken.

Werner Schmitz
Quellen:

Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster, K 101/Regierung Arnsberg Nr. 14547, 1936 -1939, „Bekämpfung der Zigeunerplage“

Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster. K104/Regierung Arnsberg, Wiedergutmachungen, Nr. 167004

Lutz Berger, Christine Eiselen, Volker Gerwers, „Verachtet, vertrieben, verfolgt. Die Verfolgung der Sinti und Roma in Bochum und Wattenscheid“, Bochum, 2002

Allgemeine Wattenscheider Zeitung (AWZ) ? 1937

Allgemeine Wattenscheider Zeitung (AWZ) 26. 11. 1937

Allgemeine Wattenscheider Zeitung (AWZ) 29.12. 1938

Stadtarchiv Bochum, Bauakte Dahlhauser Str.9 (WAT 7173)

Stadtarchiv Bochum, Einwohnerbuch der Stadt Wattenscheid 1935

Stadtarchiv Bochum, Adressbuch der Stadt Wattenscheid 1951

https://www.volksliederarchiv.de/lustig-ist-das-zigeunerleben/

Guenter Lewy, „‚Rückkehr nicht erwünscht‘. Die Verfolgung der Zigeuner im Dritten Reich“, München, 2001

Stadt Bochum, Luftbildatlas, Luftbilder 1926 – 2019

Hans-Joachim Roesler, Bauordnungsamt der Stadt Bochum, schriftliche Mitteilung, 2020

Zu reissenden Bestien erzogen

Über einen netten Nachbarn erzählte mir meine Mutter einmal, er sei „bei Hitler im Lager gewesen“. Sollte es bei uns in der Straße tatsächlich einen KZ-Häftling gegeben haben? Ich fragte nach. „Der August hatte seinen Schäferhund dabei“, antwortete meine Mutter. Neulich schickte mir jemand einen vergilbten Feldpostbrief dieses Nachbarn. Feldpoststempel: „SS-Totenkopfsturmbann Buchenwald“. WEITERLESEN

Das Buch, das nicht erscheinen sollte

„Auf der Skala der verachtenswertesten menschlichen Kreaturen rangiert er irgendwo zwischen Drogenhändler und Nazi“, schrieb Spiegel-Online vor einiger Zeit über das Image des Großwildjägers. Auf der Suche nach einem Verlag für seinen Safari-Krimi merkte ich, dass das nicht besonders übertrieben ist.
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